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Die Geburtsstunde

Wie kam es 1975 zur „kommunalen Neugliederung“? Landauf, landab wurde die Sinnhaftigkeit der Stadt- und Gemeindegrenzen hinterfragt. Großstädte wollten wachsen und suchten Land für Wohnsiedlungen und Gewerbeflächen. Auf der anderen Seite wollten kleine Kommunen nicht „geschluckt“ werden und selbstständig bleiben. Ihnen mangelte es allerdings an Infrastuktur...
Anders als in früheren Zeiten wurden die neuen Grenzen am Verhandlungstisch und nicht im Kampf festgelegt. Nach vielen Diskussionen gab es eine Lösung. 1975 wurde das Amt Korschenbroich aufgelöst. Die Gemeinde Pesch wurde eingegliedert. Ebenso das „Amt Glehn“. Darin hatten sich die Gemeinden Liedberg (mit den Ortschaften Steinhausen, Drölsholz, Steinforth und Rubbelrath) und die Gemeinde Glehn (mit Lüttenglehn, Epsendorf, Scherfhausen und Schlich) noch vor der Neugliederung zusammengetan. Das ehemals dazugehörende Gut Bickhausen wurde an die Stadt Grevenbroich abgegeben. Eingemeindet wurde auch die ehemals selbstständige Gemeinde Kleinenbroich. Ihr Ortsteil Eschert wurde der Stadt Willich übertragen. Auch einen Zugewinn gab es: Die Westseite der Jahnstraße in Steinhausen ging von der ehemaligen Stadt Rheydt an die neue große Gemeinde Korschenbroich über. Der Gemeinderat (das Foto zeigt eine der ersten Sitzungen) formierte sich.
Personal- und Standortentscheidungen
Auf dem Papier war die neue große Gemeinde Korschenbroich am 1. Januar 1975 geboren. Nun gab es eine Menge zu organisieren. Die Verwaltung stellte sich neu auf. (Fotos von links nach rechts:) Erster Bürgermeister von „Gesamt-Korschenbroich“ wurde Wilderich Graf von Spee-Mirbach (1975 bis 1986), gefolgt von Heinrich Mühlen (1986 bis 1994) und Dr. Hans-Ulrich Klose (1994 bis 1999). Anders als heute war dieser Posten damals ein Ehrenamt. Den Bürgermeistern stand als Leiter der Verwaltung ein Stadtdirektor zur Seite. Durchgängig bekleidete Willi Esser dieses Amt.
Vor der Jahrtausendwende wurde aus dem ehrenamtlichen ein hauptamtlicher Bürgermeister mit der Funktion des Verwaltungschefs. Diese Rolle hatte Heinz Josef Dick (1999 bis 2015). Er wurde vom amtierenden Bürgermeister Marc Venten abgelöst.
Die Rathäuser in Kleinenbroich und Glehn blieben vorübergehend Teilstandorte. Später wurden sie als Verwaltungssitze aufgegeben. Mit der Ausnahme, dass man im alten Glehner Rathaus noch standesamtlich heiraten kann. Neben dem Trauzimmer sind die Versammlungs- und Ausstellungsräume der Heimatfreunde zu finden. Der Bürgerbusverein, die Bücherei, die Polizei haben ihr Zuhause.
Die einzelnen Ämter zogen seit der kommunalen Neugliederung in diverse Gebäude um. Beispielsweise befand sich das Kultur- und Sportamt viele Jahre im Hannen-Stammhaus und das Archiv war an der Friedrich-Ebert-Straße untergebracht. Das technische Rathaus an der Don-Bosco-Straße befindet sich in einem ehemaligen Gebäudeflügel des Gymnasiums. Mit wachsenden und sich verändernden Aufgaben bleibt die Unterbringung der Verwaltung ein dynamischer Prozess. Aktuell finden Bürgerinnen und Bürger ihre Verwaltung in den Rathäusern Sebastianusstraße, Don-Bosco-Straße, Regentenstraße und Wankelstraße.
Eine große Gemeinde organisiert sich
Ein neues Wappen musste her. Die Hauptschulstandorte wurden zusammengelegt, die Realschule in Kleinenbroich etabliert und ein eigenes Gymnasium eingerichtet. Der Transport der Schülerinnen und Schüler wollte organisiert sein. Die alten Schulgebäude in Korschenbroich und Steinforth-Rubbelrath wurden in Weiterbildungs- bzw. Vereins- und Veranstaltungsorte umgewandelt. Polizei und Feuerwehr stellten sich neu auf. In den einzelnen Dörfern gründeten sich die Heimatvereine, um die lokale Identität und Ortsgeschichte zu bewahren. Parallel ging der „Blick über den Tellerrand“ hinaus in die Nachbarorte, die nun zur Familie gehörten. Vereine und Bruderschaften tauschten sich aus, etablierten gemeinsame Veranstaltungen. Die ehemaligen Bahnhofsgebäude in Korschenbroich und Kleinenbroich wurden von der Stadt übernommen und in Vereinshände gegeben. Der Stadtsportverband gründete sich, Schulwettkämpfe und die jährliche Sportlerehrung wurden geboren. Aus dem „Waldlauf“ sollte bald der Internationale Korschenbroicher City-Lauf werden.
Aus den Kindertagen der "Babyboomer"
Die heute rund 60 Jahre alten „Babyboomer“ waren zur Zeit der kommunalen Neugliederung Kinder. Sie werden sich an Bilder wie diese erinnern: Mitten in Korschenbroich wurde noch Bier gebraut. Eines der Wahrzeichen der Stadt, Schloss Liedberg, war damals eine Ruine. Zur Eröffnung des Gymnasium Korschenbroich gab es Turndarbietungen auf dem Schulhof.
Das Stadtjubiläum 2025 kann ein willkommener Anlass sein, alte Fotoalben aus dem Schrank zu holen. Kinder und Enkel werden sicher über Modeerscheinungen wie Hochschlagfrisuren und Miniröcke, Bärte und Koteletten staunen – oder über kulinarische Krönungen wie Königinpasteten und halbe Eier mit „Kaviar“ auf festlichen Buffets. Vielleicht besitzen Sie sogar erste Farbfotografien von grünen oder orangefarbenen Telefonapparaten mit Wählscheibe. Weit vor der Computer- und Handyzeit zogen sie in die Haushalte ein und ersparten den Weg zur Telefonzelle.
50 Jahre eine Stadt – wir wünschen viele anregende Gespräche und viel Vergnügen bei allen Veranstaltungen, auf denen Ihnen das Jubiläumslogo begegnet!